Die letzten 4 Monate
Eigentlich möchte ich fast sagen, dass die letzten vier Monate die besten waren. Vielleicht, weil ich mich nun richtig in das Hanoier Leben eingefunden habe, vielleicht aber auch, weil es gut tat zusätzliche Aufgaben erhalten zu haben.
Der im 2. Zwischenbericht erwähnte Englischunterricht des VYCTs ließ sich gut an. Jede Woche rotierend haben wir zu zweit und zwei Mal die Woche Unterricht gehalten, für einen Teil der Angestellten des sich anschließenden Hotels. Diese Stunden durften wir zuvor selbst vorbereiten und konnten entscheiden, was Thema sein würde. Für leider doch immer noch bestehende Kommunikationsschwierigkeiten gab es einen Übersetzter, der sowohl der vietnamesischen als auch der englischen Sprache firm war. Um ehrlich zu sein endlich eines der Projekte, das ich von Anfang an erwartet hatte.
Allerdings andere zuvor angekündigte oder gar versprochene Projekte sind bis zum Ende leider nicht in Realität umgesetzt worden.
Es gab zwar auch ein sogenanntes „English camp“ für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, in dem wir drei Freiwillige den Teilnehmern spielerisch Englisch beibringen durften, aber eigentlich hätte ich wesentlich häufiger mit solchen Angeboten für Jugendliche gerechnet.
Ab Juni begannen die großen Sommerferien in Vietnam. Wobei anders als in Deutschland Sommerferien nicht gleich Ferien bedeuteten. Vielmehr sehen die Eltern diese Zeit als Chance ihre Kinder in weitere Nachhilfekurse und sonstige Lerngruppen
zu stecken – bei einigen Kindern etwas fraglich, ob diese fast schon Einprügelei der
englischen Vokabeln in irgendeiner Weise erfolgreich und somit auch sinnvoll sein würde. Aber in diesem Falle lässt der Sozialismus vielleicht auch keine Freiheiten für individuelle Talentförderung jedes einzelnen Kindes zu.
Mit der Zeit boten sich wieder einige Gelegenheiten diverse Ausflüge wie in den Cúc Phương Nationalpark, auf die Strandinsel Cát Bà oder andere Tagesausflüge zu machen, da wir gegen Ende nicht mehr so häufig am Wochenende unterrichten mussten.
Inzwischen hatten wir auch besseren Kontakt zu den vietnamesischen Lehrerinnen aufgebaut. In den Pausen wurden wir im Lehrerzimmer in die Gespräche über den neusten Klatsch und Tratsch einbezogen und immer wieder wurden wir zu ihnen nach Hause eingeladen oder durften mit der ganzen Familie auf einen Ausflug mitkommen.
Nach den wirklich unerträglichen Regentagen im März kam nun häufig die Sonne durch (soweit dies der nachwievor existierende Smog überhaupt zuließ). Es wurde richtig heiß, schwül warm. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit an manchen Tagen schwer ohne Klimaanlage auszuhalten. Abkühlung gab es durch die plötzlich hereinbrechenden Gewitter, sodass kurze Zeit später die Straßen – in Deutschland würde man sagen überschwemmt – voll von Pfützen unter Wasser standen. In diesen heißen Monaten war an Fahrradfahren nicht mehr zu denken, so wurden Hanois Straßen, wie im ersten Monat, mit einem gemieteten Moped unsicher gemacht.
Auch sporadischer Stromausfall, nachwievor ab und zu existierender plötzlicher Wasserausfall oder eine verbrannte Internetsteckdose, inzwischen hatte ich gelernt diese Dinge mit mehr Gelassenheit zu nehmen.
Die Arbeit am Chidren’s Palace
Die Zusammenarbeit mit dem Children’s Palace blieb bis zum Schluss unorganisiert und etwas kompliziert. Auch hier durften keinesfalls die Gelassenheit und vor allem Flexibilität und Spontanität fehlen.
Anfang Juni begannen die großen Sommerferien. Nun sollte nicht nur abends sondern auch morgens Unterricht stattfinden. Für so viele Klassen, brauchte es weitere Lehrer bzw. Freiwillige und eine neue Arbeitsverteilung bezüglich des Vormittags- und Abendunterrichts. Anstatt uns aber gleichmäßig auf alle Klassen zu verteilen (drei Freiwillige vormittags, drei am Abend), war ich an manchen Tagen morgens ganz alleine und abends überflüssig.
Nun gab es zwar zu Beginn jeder Woche einen Stundenplan, allerdings erstens uns viel zu spät zugesandt und zweitens wieder mit ständig wechselenden und neuen Klassen.
Ein andere Punkt war die nachwievor wenig existierende Kommunikation zum einen zwischen dem VYCT (unserer vietnamesischen Organisation) und dem Children’s Palace (der Schule, an der wir unterrichteten) und zum anderen zwischen den einzelnen Sprachabteilungen im Children’s Palace selbst.
Hatten wir eine Verpflichtung im VYCT und mussten deshalb im Children’s Palace aussetzen, sah man deutliche Verwunderung und Verwirrung im Gesicht der für uns verantwortlichen Lehrerin. Sowohl von dem Namen der Organisation, als auch dem unserer Mentorin schien sie noch nie etwas gehört zu haben. Also hieß es, man hätte sich an dem Tag Urlaub genommen. Zum anderen gab es da noch den Französischunterricht. Jede Woche hörte ich von allen nur in irgendeiner Weise betroffenen Personen etwas anderes, in welcher Französischklasse ich zu sein hatte oder eben nicht, um stattdessen Englisch zu unterrichten. Die Kommunikation zwischen den Französischlehrerinnen und mir lief ähnlich schlecht ab. Nicht, dass es an irgendwelchen Sprachbarrieren gelegen hätte. Viel mehr schien man nach einer Woche schon wieder vergessen zu haben, was man mir nur wenige Tage zuvor aufgetragen hatte für den Unterricht vorzubereiten.
Am Ende bevorzugte ich also Englisch zu unterrichten. Die Zusammenarbeit mit den Kindern machte mir in der Regel viel Spaß und es freute mich bei einigen Klassen nach einem Jahr Fortschritte erkennen zu können. 🙂
Die Arbeit am VYCT
Leider fiel die direkte Zusammenarbeit mit dem VYCT für meinen Geschmack etwas zu gering aus. Eigentlich waren wir zur Unterstützung der Projekte des VYCTs einzusetzen. Doch unsere Hauptarbeit während des ganzen Jahres konzentrierte sich auf das Children’s Palace, an das wir lediglich weitervermittelt wurden. Und auch diese Aufgaben hatten recht wenig mit entwicklungspolitsicher Arbeit zu tun.
Dafür haben die wenigen Projekte des VYCTs bei denen wir mitwirken durften viel Spaß bereitet. Die Mitarbeiter im kleinen Büro des VYCT sind sehr sympathisch und offen. Vor allem mit unserer Mentorin haben wir uns sehr gut verstanden. Sie hat bei jeglichen Problemen versucht uns zu unterstützen, auch wenn sie in der Regel unsere Anliegen leider nur an die hohen Tiere der bis heute undurchschaubaren Organisation weiterreichen konnte.
…Fazit
Zurückblickend bin ich sehr froh, dass ich ein so tolles Jahr in Vietnam verbringen konnte. Ich glaube auch, dass ich einiges erreichen konnte. Trotzdem bleibt die Frage, inwieweit dieses Jahr den eigentlich von „weltwärts“ vorgesehenen entwicklungspolitischen Aspekt erfüllt hat…