Abschlussbericht – Und schwupp ist das Jahr rum, einfach 12 Monate Hanoi vorbei.

Die letzten 4 Monate

Eigentlich möchte ich fast sagen, dass die letzten vier Monate die besten waren. Vielleicht, weil ich mich nun richtig in das Hanoier Leben eingefunden habe, vielleicht aber auch, weil es gut tat zusätzliche Aufgaben erhalten zu haben.

Der im 2. Zwischenbericht erwähnte Englischunterricht des VYCTs ließ sich gut an. Jede Woche rotierend haben wir zu zweit und zwei Mal die Woche Unterricht gehalten, für einen Teil der Angestellten des sich anschließenden Hotels. Diese Stunden durften wir zuvor selbst vorbereiten und konnten entscheiden, was Thema sein würde. Für leider doch immer noch bestehende Kommunikationsschwierigkeiten gab es einen Übersetzter, der sowohl der vietnamesischen als auch der englischen Sprache firm war. Um ehrlich zu sein endlich eines der Projekte, das ich von Anfang an erwartet hatte.
Allerdings andere zuvor angekündigte oder gar versprochene Projekte sind bis zum Ende leider nicht in Realität umgesetzt worden.
Es gab zwar auch ein sogenanntes „English camp“ für Kinder und Jugendliche im Alter zwischen 6 und 12 Jahren, in dem wir drei Freiwillige den Teilnehmern spielerisch Englisch beibringen durften, aber eigentlich hätte ich wesentlich häufiger mit solchen Angeboten für Jugendliche gerechnet.

Ab Juni begannen die großen Sommerferien in Vietnam. Wobei anders als in Deutschland Sommerferien nicht gleich Ferien bedeuteten. Vielmehr sehen die Eltern diese Zeit als Chance ihre Kinder in weitere Nachhilfekurse und sonstige Lerngruppen

zu stecken – bei einigen Kindern etwas fraglich, ob diese fast schon Einprügelei der
englischen Vokabeln in irgendeiner Weise erfolgreich und somit auch sinnvoll sein würde. Aber in diesem Falle lässt der Sozialismus vielleicht auch keine Freiheiten für individuelle Talentförderung jedes einzelnen Kindes zu.

Mit der Zeit boten sich wieder einige Gelegenheiten diverse Ausflüge wie in den Cúc Phương Nationalpark, auf die Strandinsel Cát Bà oder andere Tagesausflüge zu machen, da wir gegen Ende nicht mehr so häufig am Wochenende unterrichten mussten.

Inzwischen hatten wir auch besseren Kontakt zu den vietnamesischen Lehrerinnen aufgebaut. In den Pausen wurden wir im Lehrerzimmer in die Gespräche über den neusten Klatsch und Tratsch einbezogen und immer wieder wurden wir zu ihnen nach Hause eingeladen oder durften mit der ganzen Familie auf einen Ausflug mitkommen.

Nach den wirklich unerträglichen Regentagen im März kam nun häufig die Sonne durch (soweit dies der nachwievor existierende Smog überhaupt zuließ). Es wurde richtig heiß, schwül warm. Aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit an manchen Tagen schwer ohne Klimaanlage auszuhalten. Abkühlung gab es durch die plötzlich hereinbrechenden Gewitter, sodass kurze Zeit später die Straßen – in Deutschland würde man sagen überschwemmt – voll von Pfützen unter Wasser standen. In diesen heißen Monaten war an Fahrradfahren nicht mehr zu denken, so wurden Hanois Straßen, wie im ersten Monat, mit einem gemieteten Moped unsicher gemacht.

Auch sporadischer Stromausfall, nachwievor ab und zu existierender plötzlicher Wasserausfall oder eine verbrannte Internetsteckdose, inzwischen hatte ich gelernt diese Dinge mit mehr Gelassenheit zu nehmen.

Die Arbeit am Chidren’s Palace

Die Zusammenarbeit mit dem Children’s Palace blieb bis zum Schluss unorganisiert und etwas kompliziert. Auch hier durften keinesfalls die Gelassenheit und vor allem Flexibilität und Spontanität fehlen.
Anfang Juni begannen die großen Sommerferien. Nun sollte nicht nur abends sondern auch morgens Unterricht stattfinden. Für so viele Klassen, brauchte es weitere Lehrer bzw. Freiwillige und eine neue Arbeitsverteilung bezüglich des Vormittags- und Abendunterrichts. Anstatt uns aber gleichmäßig auf alle Klassen zu verteilen (drei Freiwillige vormittags, drei am Abend), war ich an manchen Tagen morgens ganz alleine und abends überflüssig.
Nun gab es zwar zu Beginn jeder Woche einen Stundenplan, allerdings erstens uns viel zu spät zugesandt und zweitens wieder mit ständig wechselenden und neuen Klassen.
Ein andere Punkt war die nachwievor wenig existierende Kommunikation zum einen zwischen dem VYCT (unserer vietnamesischen Organisation) und dem Children’s Palace (der Schule, an der wir unterrichteten) und zum anderen zwischen den einzelnen Sprachabteilungen im Children’s Palace selbst.
Hatten wir eine Verpflichtung im VYCT und mussten deshalb im Children’s Palace aussetzen, sah man deutliche Verwunderung und Verwirrung im Gesicht der für uns verantwortlichen Lehrerin. Sowohl von dem Namen der Organisation, als auch dem unserer Mentorin schien sie noch nie etwas gehört zu haben. Also hieß es, man hätte sich an dem Tag Urlaub genommen. Zum anderen gab es da noch den Französischunterricht. Jede Woche hörte ich von allen nur in irgendeiner Weise betroffenen Personen etwas anderes, in welcher Französischklasse ich zu sein hatte oder eben nicht, um stattdessen Englisch zu unterrichten. Die Kommunikation zwischen den Französischlehrerinnen und mir lief ähnlich schlecht ab. Nicht, dass es an irgendwelchen Sprachbarrieren gelegen hätte. Viel mehr schien man nach einer Woche schon wieder vergessen zu haben, was man mir nur wenige Tage zuvor aufgetragen hatte für den Unterricht vorzubereiten.

Am Ende bevorzugte ich also Englisch zu unterrichten. Die Zusammenarbeit mit den Kindern machte mir in der Regel viel Spaß und es freute mich bei einigen Klassen nach einem Jahr Fortschritte erkennen zu können. 🙂

Die Arbeit am VYCT

Leider fiel die direkte Zusammenarbeit mit dem VYCT für meinen Geschmack etwas zu gering aus. Eigentlich waren wir zur Unterstützung der Projekte des VYCTs einzusetzen. Doch unsere Hauptarbeit während des ganzen Jahres konzentrierte sich auf das Children’s Palace, an das wir lediglich weitervermittelt wurden. Und auch diese Aufgaben hatten recht wenig mit entwicklungspolitsicher Arbeit zu tun.

Dafür haben die wenigen Projekte des VYCTs bei denen wir mitwirken durften viel Spaß bereitet. Die Mitarbeiter im kleinen Büro des VYCT sind sehr sympathisch und offen. Vor allem mit unserer Mentorin haben wir uns sehr gut verstanden. Sie hat bei jeglichen Problemen versucht uns zu unterstützen, auch wenn sie in der Regel unsere Anliegen leider nur an die hohen Tiere der bis heute undurchschaubaren Organisation weiterreichen konnte.

…Fazit

Zurückblickend bin ich sehr froh, dass ich ein so tolles Jahr in Vietnam verbringen konnte. Ich glaube auch, dass ich einiges erreichen konnte. Trotzdem bleibt die Frage, inwieweit dieses Jahr den eigentlich von „weltwärts“ vorgesehenen entwicklungspolitischen Aspekt erfüllt hat…

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Zwischenbericht 2

Januar 2011 bis April 2011

Nun zählt der Kalender schon 7 Monate Hanoi. Und es gefällt mir immer noch! 🙂

Nach zwei tristen Monaten, die sich durchaus ab und zu auf die tägliche Laune übertragen haben, scheint nun endlich die Regenzeit zu Ende zu gehen. Inzwischen zeigt das Thermometer an die 30 Grad an und die Sonne lässt sich ab und zu durch den Smog erahnen. Während ich schon darüber nachdenke, wie ich nochmals 15 Grad wärmer im Sommer nur aushalten soll, haben unfassbarer Weise immer noch nicht alle Vietnames_innen ihre Daunenjacke weggepackt.

Der Winter war zwar zu Deutschland vergleichsweise kurz, dafür waren die ersten Tage Kälteeinbruch wirklich hart. Nicht, dass es so kalt gewesen wäre wie in Deutschland, aber gefühlt waren es bestimmt nochmal 10 Grad kälter. Eine Isolierung der Häuser kennt man nicht, Heizungen gibt es maximal in Luxusklimaanlagen und trockene Wäsche? Dank der hohen Luftfeuchtigkeit träumt man zeitweise von dieser nur.
Im Nachhinein aber war es doch auch einfacher als gedacht mit der Kälte umzugehen. Viel mehr Sorgen hatte mir da der Streichelzoo Schimmel im gesamten Haus bereitet…

Der Unterricht am Children’s Palace
In den kalten Tagen durften wir wieder Mal (in unseren Augen) eine verdrehte Welt kennenlernen: Kältefrei statt Hitzefrei!

In Vietnam gilt die Regel, unter 10 Grad ist die Schule geschlossen. Es ist zu kalt um sich konzentrieren zu können, zu kalt um vor lauter Zittern einen Stift in die Hand zu nehmen. So die Erklärung. Allerdings, wie hätte man es auch anders von dieser Schule erwarten sollen, wurde uns dies erst nach dem großen Kältetief mitgeteilt. Naja, so hieß es Improvisation um die mutigen 1 bis 2 Schüler pro Klasse zu bespaßen. Meist wurden mehrere Klassen zusammengelegt, doch bei den häufig großen Unterschieden der Englischkenntnisse, hat dies das Ganze auch nur bedingt leichter gemacht.

Inzwischen war Februar. Neue Freiwillige sollten uns unterstützen. Wie sich herausstellte: beide englisch Muttersprachlerinnen. Diese Information hatte mich zu Beginn verunsichert. Eine Woche lang sollten sie in unserem Unterrichten hospitieren. Es war komisch, ihnen zu zeigen, wie ihre eigene Sprache zu unterrichten sein sollte.
Nun verstehen wir uns ganz gut mit ihnen und ich sehe es als Chance bei Unsicherheiten meinerseits bezüglich der englischen Sprache eine Muttersprachlerin befragen zu können.

Natürlich sollte die Veränderung nunmehr 5 Freiwillige zu sein, nicht ganz reibungslos ablaufen. 5 Freiwillige waren mindestens einer zu viel. Sogar die Schüler haben sich über das Durcheinander der vielen Freiwilligen zeitweise beschwert.
Die Lösung: Christian, Frank und ich unterrichten zusätzlich noch in einem anderen Stockwerk. Außerdem sollen wir samstags an die Schule kommen und dafür jeweils einen Tag unter der Woche freibekommen.
Der Vorteil daran ist den Stundenplan nun gezwungenermaßen schon zu Beginn der Woche zu bekommen. In der Regel verändert er sich nur noch leicht. So ist es nun doch auch möglich eine Bindung zu den Schülern aufzubauen!
Der Nachteil ist, dass die Kommunikation zwischen den beiden Stockwerken sehr dürftig ist. Gerade am Anfang schienen einige Lehrerinnen sehr überrumpelt, von uns im Unterricht „unterstützt“ zu werden. Zum einen wussten sie bis zu unserem Erscheinen im Klassenzimmer nichts von unserer Anwesenheit, zum anderen machen einige lieber ihr eigenes Ding. Sowohl die Schüler als auch die Lehrerinnen und als Folge dann auch ich waren anfangs das ein oder andere Mal überfordert. Inzwischen haben wir uns besser arrangiert.

Samstags unterrichten wir im Gegensatz zu den Wochentagen nicht abends, sondern morgens bzw. nachmittags. Ich bin nun auch alle zwei Wochen für den Französischunterricht eingeteilt. Was ich davon allerdings halten soll, weiß ich noch nicht ganz sicher …

Veranstaltungen
Selbstverständlich gab es auch in den letzten Monaten wieder Veranstaltungen am und mit dem Children’s Palace. Sei es ein Singing Contest – diesmal auf Japanisch, ein Konzert von einem Freund der Oberlehrerin (zu dem wir leider auch spontan zu zwei Gesangseinlagen gezwungen wurden) oder eine der sehr enthusiastischen Sportveranstaltungen. Bei letzterem finde ich ja fast schade, dass es so etwas nicht in Deutschland häufiger gibt. Man nehme einfache Sportdisziplinen für jedermann wie Tauziehen, Seilhüpfen oder tanzen mit dem Ballon, ein paar äußerst engagierte Vietnames_innen und Spaß ist vorprogrammiert. 🙂

Dann durften wir noch an einer Hochzeitsparty von einer Mitarbeiterin unserer Organisation teilnehmen. Wobei Party hier als gemeinsames Mittagsessen definiert wird. Außerdem waren wir einige Male bei unserer Mentorin und einer anderen netten Mitarbeiterin zum Essen eingeladen. 🙂

Tết-Fest
Das Tết-Fest feiert den Jahreswechsel im Mondkalender. So haben wir Anfang Februar (unseres Kalenders) das Jahr des Tigers verabschiedet und das Jahr der Katze mit einem riesigen Feuerwerk empfangen dürfen.
Eigentlich ist Tết wie Weihnachten und Neujahr zusammen. Ausnahmsweise haben wirklich nahezu alle Geschäfte geschlossen, die Kinder bekommen ganz viel „lucky money“ von Bekannten und Verwandten und es gibt ganz viel bánh trủng zu essen. Bánh trủng ist eine Art Kuchen aus Klebreis, Linsen und Fleisch.

Was sonst noch ansteht:
Ab dieser Woche dürfen wir eine Gruppe Angestellter des zum VYCT zugehörigen Hotels in Englisch unterrichten. Nach der sehr lustigen Eröffnungsrunde letzter Woche blicke ich dem Unterricht sehr positiv und gespannt entgegen! 🙂

Auch wenn 7 Monate Hanoi nun schon eine sehr lange Zeit sind, ich auch ab und zu das Bedürfnis habe, rauszukommen, was anderes zu sehen, bin ich sehr froh, dass noch weitere 5 Monate verbleiben! 🙂

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Zwischenbericht 1

Spetember 2010 bis Januar 2011

Mehr als 4 Monate lebe ich nun schon in Hanoi. Die Zeit ist super schnell vergangen, aber wenn ich mir überlege, was alles passiert ist, ist es unvorstellbar, dass es „nur“ vier Monate sind. Häufig komme ich mir vor, wie in einem Film.

Seit Anfang September 2010 ist Hanoi nun also mein Zuhause. Mein erster Eindruck direkt mit dem Ausstieg aus dem Flugzeug war: Himmel, ist es hier heiß! Ich wusste, dass es sehr warm werden würde, aber dass man das Gefühl nicht los werden würde, gleich komplett zerschmolzen zu sein, konnte ich mir doch zuvor nicht wirklich richtig vorstellen. Trotzdem ist es erstaunlich, wie schnell man sich an das Klima hier gewöhnt. Inzwischen (gut nun ist es auch in Realität kälter geworden) sitze ich manchmal am Straßenrand in einer der Lieblingsgarküchen oder -cafés, beobachte die vorbeilaufenden Touris und kann nur den Kopf schütteln: ich sitze in mindestens zwei Pullis eingemummelt, den heißen Kakao oder Tee umklammernd und sie laufen einfach in offenen Schuhen, kurzen Hosen und T-Shirt herum.

Generell habe ich mich an vieles recht schnell gewöhnt! Dadurch ist sehr schnell Alltag eingekehrt. Vor allem, nach Treffen mit gerade erst angereisten Westler¬_innen, fällt mir immer wieder auf wie selbstverständlich und normal für mich viele Verhaltensweisen oder Situationsabläufe der Vietnames_innen geworden sind; manchmal sogar so sehr, dass ich sie unter Umständen schon selbst übernommen habe – der leicht chaotische Verkehr, das Gedrängel beim Einsteigen in den Bus, die mini Höckerchen in den Cafés oder Garküchen, bei jeder Gelegenheit schmatzen zu dürfen, usw. Ach ja, nicht zu vergessen: zu allem viel Ruhe, Gelassenheit, Spontanität und Flexibilität mitbringen 🙂

Den ersten Monat habe ich die Stadt mit einem gemieteten Moped unsicher gemacht, danach bin ich auf ein Fahrrad umgestiegen – für viele Vietnames_innen größte Freude, Westler_innen auf einem Fahrrad zu sehen. Allerdings muss ich zur Zeit nach einem kleinen Zusammenstoß mit einem Moped wieder auf den Bus zurückgreifen. Das gefällt mir sehr an den Vietnames_innen: mein Vorderreifen war total verbogen, gleich kommen alle an und versuchen zu helfen und zu reparieren.

Die Wohnsituation
Zusammen mit meinen beiden LKJ-Mitfreiwilligen Frank und Christian wohne ich in einem etwas außerhalb gelegenen, aber sehr zufriedenstellenden Haus. Jeder hat sein eigenes Zimmer, wir haben sogar zwei Bäder und einen Garten, aus dem es hin und wieder sehr leckere Pomelos und Bananen frisch geerntet als Geschenk der Vermieterin gibt. Da kann man über die kleinen Mitbewohner_innen namens Mäuse und Ratten und regelmäßigen Wasserausfällen gut hinwegsehen. 🙂
Wir sind überraschend schnell – nach 1 ½ Wochen – in dieses Haus eingezogen. Nach den Erzählungen unserer Vorgänger_innen hatten wir uns ursprünglich auf eine lange Wartezeit eingestellt und waren umso glücklicher, wie schnell es bei uns vorangehen sollte. Ich bin sehr froh, dass eine unserer Vorgängerinnen in unserer Anfangszeit für Besuche der vietnamesischen Freunde in Hanoi war. Sie hat uns viele hilfreiche Tipps gegeben und uns durch ihre Erfahrungen auf die bevorstehende Zeit vorbereiten können.

Die Arbeit
Nach 1 ½ Monaten Einleben und einem hilfreichen Vietnamesisch-Sprachkurs in unserer Partnerorganisation dem VYCT durften wir Mitte Oktober anfangen, im Children’s Palace zu unterrichten. Das Children’s Palace ist eine Nachmittags- und Wochenend-Schule für Kinder. Neben Freizeitangeboten werden hier die Sprachkenntnisse aufgebessert. Es scheint fast schon Pflicht zu sein, eine solche Schule zu besuchen, um dem Englischunterricht in der eigentlichen Schule folgen zu können, bzw. um die Sprache nicht nur theoretisch sondern auch praktisch zu lernen. So unterrichte wir jeden Abend montags bis freitags Kinder im Alter von ca. 4 bis 14 Jahren in Englisch; 5 Mal die Woche pro Tag 4 verschiedene Klassen, das macht 20 Klassen die Woche. Dazu kommt, dass diese 20 Klassen pro Woche nicht beständig bleiben, sondern zur Zeit 50 Prozent der Klassen jede Woche neu sind. Bisher haben wir vergeblich versucht, unsere eigenen Klassen oder wenigstens beständige Klassen durchzusetzen. Für den Lerneffekt und auch den Kontakt zu den Schüler_innen halte ich letzteres nämlich für sinnvoller. Leider funktioniert die direkte Kommunikation zwischen dem Children’s Palace und uns Freiwilligen nicht sehr gut. Nach einem Gespräch mit dem VYCT gibt es aber neue Hoffnung: Ab Februar sollen es feste Stundenpläne geben. Mit den Mitarbeiter_innen vom VYCT verstehen wir uns glücklicherweise sehr gut.
Um ehrlich zu sein, war ich schon an einem Punkt angekommen, an dem ich unsere Arbeit hier durchaus in Frage gestellt habe. Dies mag mit dem nicht perfekt abgelaufenen Besuch der Leiterin des weltwärts-Projektes und den Berichten der Erfahrungen anderer LKJ-Freiwilligen aus dem Nachbarland während unseres Zwischenseminars zusammenhängen. Ich finde es teilweise auch schwierig zu sehen, wie 4-jährige Kinder bis um 21 Uhr still und aufmerksam auf ihren Stühlen sitzend neue Vokabeln lernen sollen.

Seit kurzem arbeite ich tagsüber zusätzlich in einem Kindergarten. Hier leuchten mir die Methoden mehr ein. Ich bringe den Kindern ausschließlich durch Spiele und Gesang zu einem wöchentlich wechselnden Oberthema, eine bestimmte Anzahl an Worten bei. Ich habe das Gefühl, dass die Kinder hier viel mehr Freude haben.

Insgesamt macht mir die Zusammenarbeit mit den Kindern viel Spaß. 🙂

Was sonst noch so passiert ist:
Gerade kommen wir frisch aus unserem Weihnachtsurlaub zurück. 🙂 Eine sehr schöne, aber auch auf jeden Fall aufregende Reise! Mit dem Zug ging es ein Mal die Küste Vietnams von Hanoi aus über Hue, dem Bach Ma Nationalpark und Hoi An nach Ho Chi Minh City hinunter. So haben wir Heiligabend irgendwo im Nirgendwo bei Hue in einer Teeküche verbracht, am ersten Weihnachtsfeiertag eine Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall gemacht, am zweiten Weihnachtsfeiertag in strömendem Regen auf dem Moped gesessen und an Silvester mitten im Getümmel Saigons geschwitzt. 🙂

Fazit:
Ich habe jede Menge für mich gelernt, viel Spaß gehabt und möchte die ganzen Erfahrungen der letzten Wochen auch nicht missen! Aber manchmal kommen eben doch Zweifel an dem Sinn der Arbeit auf. Aus diesem Grund hat das VYCT nun versprochen bis Ende Januar einen Plan für uns mit weiteren Arbeitsmöglichkeiten zu erstellen. Ich bin gespannt 🙂

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Unser Christmas(-Abenteuer)-trip: “chúc mừng giáng sinh” und “chúc mừng năm mới”

SaPa war zwar noch nicht allzu lange her, aber als Westler bekommt man hier wohl über Weihnachten in der Regel frei.
Da dachten wir uns, wir hängen noch ein paar Tage hintendran und reisen ein Mal in den warmen Süden – der anrückenden Kälte sozusagen entfliehen 🙂

Zu dritt, also Frank, Christian und ich, ging es für 1 ½ Wochen auf große Reise. Der Plan: ein Mal mit dem Zug die Küste Vietnams von Hanoi über Hue und Hoi An bis nach Ho Chi Minh City entlangfahren. Eine sehr schöne und aufregende Reise wurde dadraus! 🙂

Dienstagabends direkt nach dem Unterrichten sind wir in den Nachtzug eingestiegen. In Hue gab es dann schon die erste Überraschung: Wärme 🙂 Das waren wir schon fast nicht mehr gewohnt und hatten deswegen irgendwie auch nur bedingt Sommerkleidung eingepackt. Warum, weiß ich auch nicht, weil eigentlich wollten wir ja auch in die Wärme fahren. Da haben wir wohl nicht so weit mitgedacht – wie so manchmal auf dieser Reise… Echte Touris waren wir, aber dazu komme ich später noch.

Hue hat mir jedenfalls sehr gefallen. Eine kleine hübsche Stadt am Fluss. Besonders war ich davon angetan, mal wieder richtige Natur zu sehen oder keinen Dauersmog in der Luft hängen zu haben. Ich war wirklich überrascht, den Mond ganz klar am Himmel sehen zu können! Kannte ich gar nicht mehr! Das war wie eine neue Brille mit neu angepasster Sehstärke zu bekommen 😀
In Hue haben wir auch Heiligabend verbracht: mit gemieteten Fahrrädern sind wir zu einer wunderschönen Pagode gefahren und danach zu einem der Kaisergräber (für mehr hat die Zeit leider nicht gereicht). Auf dem Rückweg machte es mitten auf dem Reisfeld knack knack und die Halterung der Kette von einem unserer Fahrräder war abgebrochen. Also hieß es erst einmal irgendwo im Nirgendwo bei Hue eine Werkstatt aufsuchen. Vietnam wäre ja aber nicht Vietnam, wenn es keine Werkstatt in der Nähe gegeben hätte und das Fahrrad innerhalb von einer knappen Stunde wieder repariert worden wäre! 🙂 Wir saßen derweil nebenan in einer Teeküche und haben Weihnachtsgrüße nach Hanoi gesendet: chúc mừng giáng sinh – Forhe Weihnachten!
Erstaunlicher Weise (unsere Fahrräder in Hanoi besitzen zum Beispiel keines) hatte eines unserer Fahrräder ein Licht angebaut, dazu noch die Hilfe netter Vietnamesen und wir haben auch bei Dunkelheit den Weg zurück ins Hostel gefunden.

Für den nächsten Tag haben wir unsere Reiseroute minimal abgewandelt und sind mit drei Mopedtaxis (xe ôm) in den Bach Ma Nationalpark gefahren. Da habe ich nicht schlecht geschaut, wie die drei unser Gepäck mitsamt uns auf dem Moped transportieren wollten! Hat aber ganz gut geklappt! 🙂
In dem Nationalpark war man offensichtlich sehr über nächtlichen Besuch von Touristen überrascht und nicht vorbereitet. 😀 Aber das machte nichts, ein Zimmerchen in einem etwas heruntergekommen Geusthouse hat uns vollkommen gereicht und vietnamesisches Essen kannten wir ja schon aus Hanoi.
Für den Nachmittag haben wir dann gleich eine Wanderung zu einem Wasserfall gebucht. Himmel war das anstrengend! Ich war für den Rest des Urlaubes völlig platt von diesem Marsch! So viel Sport war ich wieder mal nicht gewohnt! 20 Kilometer nur steilstens bergab oder bergauf! Aber dafür wurden wir mit einem wunderschönen paradiesischem Ort belohnt. Man konnte sogar in dem Gumpen des Wasserfalls baden – wobei ich lieber von außen zugeschaut habe, da es mir fürs Wasser selbst doch ein bisschen zu frisch war. Wie durch ein Wunder habe ich auch noch den Rückweg geschafft (da habe ich auf dem Hinweg schon kräftemäßig echte Zweifel gehabt). Danach war ich wirklich völlig fertig! 😀

Für den nächsten Tag hatten wir nochmals mit den Mopedfahrern ausgemacht, mit ein paar Abstechern wie zu einem weiteren Wasserfall und an einen wunderschön beschriebenen Strand nach Hoi An gefahren zu werden. Leider hat es aber sowas von geregnet! Zwar hatten wir die üblichen vietnamesischen Regencapes an, aber wir waren trotzdem sofort komplett durchgeweicht und haben gefroren. Manche Zwischenziele haben wir aus diesem Grund leider ausfallen lassen müssen, von der traumhaftbeschriebenen Landschaft über den Pass haben wir wegen des Wetters (schau, ich benutze auch – meinetwegen (:p )eben – den Genitiv!! 😀 ) mal wieder (wie in Sa Pa schon) nur wenig sehen können.

In Da Nang haben wir einen Zwischenstopp eingelegt um erstens unsere Zugtickets nach Saigon zu kaufen (ja, man kann in Vietnam immer nur die Zugtickets an dem Bahnhof kaufen, von dem man auch losfährt)und um bei der Schwester von den xe ôm Fahrern zu Mittag zu essen. Sehr nett haben sie sich um uns gekümmert und viel erzählt haben sie, von sich und über Vietnam, die Kultur, die Geschichte usw.
Jaaaa und dann haben wir unseren ersten tourihaften Fehler erlaubt: am Vortag hat uns die Fahrt nur sehr wenig gekostet, aber da war der Preis auch vorher ausgehandelt. Nun standen wir in Hoi An vor einem Hostel und unsere Naivität bezügliche des Preises wurde hoch bestraft. Naja, es war schon ziemlich ärgerlich! Aber ich konnte mich damit trösten, dass es uns wahrscheinlich weniger wehtun würde, als dass sie sich über so viel Geld freuen. Hoffen wir nur (was wahrscheinlich auch wieder zu naiv gedacht ist), dass sie das Geld nicht alles für den Reisschnaps ausgegeben haben.

So waren wir also inzwischen in Hoi An angekommen. Ich fand das Städtchen ganz schnuckelig, aber auf jeden Fall viiiiiiiieeel zu touristisch! Schade! Gut, nun waren wir natürlich auch im touristischen Teil der Stadt, es wird auch sicherlich noch unberührtere Plätze geben. In der Innenstadt jedenfalls vermutet man kaum einheimische Wohnungen: Eine Bar neben der nächsten, zwischendrin noch ein paar Souvenirshops, Restaurants, Schneider und natürlich nicht zu vergessen die vielen Hotels. Zum Strand hin ziehen sie jetzt auch noch riesen Resorts und Hotelanlagen hoch.
Absurder Weise gibt es in Hoi An sogar eine Fußgängerzone!! Sowas Unsinniges für Vietnam!!! 😀

Nun ja, was mir in dieser Stadt auf jeden Fall positiv in Erinnerung geblieben ist: Man kann sich hier wirklich alles schneidern lassen! Ich habe mir zum Beispiel ein paar Schuhe machen lassen. Sie waren zwar wirklich super günstig, dafür ist die Qualität bei meinen zumindest nicht die beste. Aber ich glaube, das lag speziell an meinen Schuhen, bzw. an der Macherin.

Nach zwei Tagen waren wir dann voller Freude auf Saigon! Doch bis dahin gab es noch in der Nacht eine böse Überraschung… Leider waren wir auch hier wieder zu sehr Touri und haben im Erdgeschoss wohnend unsere Fenster nicht geschlossen… So haben wir nächtlichen unerwünschten Besuch bekommen. Naaajaaaa… Im Nachhinein doch eine ziemlich unheimliche Vorstellung, wie nah uns diese Person (oder Personen, wir haben ja nichts mitbekommen^^) gekommen sein muss und wir haben nichts gehört und als weiter geschlafen. Es wurde „nur“ eine unserer Taschen mitgenommen, die wertvollsten Dinge behalten, der Rest wurde noch in derselben Nacht einige Zimmer weiter zurück in die Hotelanlage geworfen.
Auch hier ist es natürlich sehr ärgerlich über die Dinge, die weggekommen sind, aber im Endeffekt war ich doch einfach nur froh, dass nicht mehr passiert ist! Die hätten sonst was mit unserem Zimmer und vor allem uns machen können! Wir hatten scheinbar solch einen festen Schlaf!
Traurige Zwischenbilanz: wir hatten nur noch ein Handy, keinen Foto mehr und nur noch eine Visakarte. (Der Rest ist natürlich nicht alles in der Nacht weggekommen!!! Einige Sachen sind vorher schon wegkommen oder haben einfach den Geist aufgegeben.)

Die Zugtickets für die Weiterreise nach Saigon noch am selben Tag sind zum Glück auch wieder mit zurückgeflogen gekommen!! In Hoi An wollten wir nun definitiv nicht noch länger bleiben!
Also hieß es nach der ganzen Aufregung ab zum Bahnhof und fast die ganzen 15 Stunden Zugfahrt durchschlafen.

In Saigon haben wir einige unserer Freunde aus Hanoi wiedergetroffen, die zufällig und unabhängig von uns auch Silvester in Ho Chi Minh City verbringen wollten.
Uns wurde zwar schon häufig erzählt, dass sich Saigon wirklich sehr von Hanoi unterscheidet, doch um ehrlich zu sein, vorstellen konnte ich mir das die ganze Zeit nicht so wirklich. Aber tatsächlich: Das Essen ist ganz anders, alles ist viel Westlicher (große Hochhauskomplexe, riesen Straßen, mehr Autos usw.), vieles ist teurer (die Garküchen sind sogar fast teurer als manche westlichen Restaurants!), außerdem ist zu jeder Tages- und Nachtzeit etwas auf den Straßen los (in Hanoi ist sie Stadt, bis auf ein paar Tourigruppen, nach 23 Uhr wie ausgestorben). Auch wenn ich das vorher für eine Einbildung gehalten habe, ich teile dieses Bild, dass Saigon irgendwie freier ist und die Regierung über solch eine große Entfernung in Ho Chi Minh City bedeutend weniger zu sagen hat, als in Hanoi, dem Sitz des Kommunismus. Wie ich diesen Eindruck gewonnen habe, kann ich nicht einmal genau beschreiben.

Von den Sehenswürdigkeiten war ich eher etwas enttäuscht. Immer wieder gab es als Tipp im Reiseführer: Pagoden und Pagoden und dann auch gerne nochmal eine oder auch zwei oder drei Pagoden. Die waren am Anfang auch alle sehr hübsch anzusehen, aber irgendwann wiederholt es sich dann doch eben. Ansonsten… hat mich in Saigon selbst nur das Kriegsmuseum umgehauen und das chinesische Viertel hat mir gefallen. Aber andere Tipps wie die Notre-Dame Kathedrale ist eher ein Reinfall, wenn man als Tourist (und nicht als Gottesdienstbesucher) nur im Eingang stehen bleiben darf und von dort aus begutachten soll.

Zu Silvester wurde vor dem Rathaus eine Bühne aufgebaut und scheinbare musikalische Prominenz eingeladen. Da wir am Abend zuvor schon die Generalprobe mitbekommen haben, wollten wir uns das eigentliche Spektakel am nächsten Tag nicht entgehen lassen. Wo wir wieder bei den vietnamesischen celebrations wären… Wie sie Silvester gefeiert haben, war durchaus etwas anders 🙂 Naja, dazu sei wieder mal gesagt, dass sie ja nach dem Mondkalender rechnen und für sie Neujahr erst im Februar ist. Silvester wird also mehr für die Westler gefeiert bzw. inzwischen einfach auch zusätzlich glaube ich in den größeren Städten übernommen.
Zwar hatte sich vor diesem Bühnenturm eine riesen Menge an Menschen – fast ausschließlich Vietnamesen – angesammelt, aber irgendwie standen sie alle nur steif da und haben vor sich hingeschwitzt (dabei sei erwähnt, dass ich mich immer freue, wenn auch mal Vietnamesen schwitzen und nicht immer nur wir Westler, die nichts gewohnt sind 🙂 ). Wir hatten den westlichen Größenvorteil, haben die meisten Vietnamesen überragt und konnten so immer wieder frische Luft einatmen 😀
Um Mitternacht gab es dann ganz trocken ein Feuerwerk vom Video abgespielt (vielleicht wollten sie nach dem Unglück zur 1000 Jahr Feier in Hanoi kein reales Feuerwerk mehr, vielleicht läuft das aber auch jedes Jahr so ab), es wurde ein Mal laut chúc mừng năm mới (Frohes neues Jahr) gerufen, die australische Sängerin hat ihr scheinbar einziges Lied zum mehrfach wiederholten Male gesungen und vorbei war die öffentliche Feier.
Nach 0 Uhr kamen dann auch die Vietnamesen noch ein bisschen in Fahrt und haben alle Westler, als die Attraktion überhaupt behandelt, eine Traube um sie gebildet, sie zu Tanzvorlagen aufgefordert und eifrig dabei fotografiert und gefilmt! Der Wahnsinn wie gierig sie teilweise waren!

Eine sehr schöne und abenteuerliche Reise ging zu Ende somit hieß es am 2. Januar schon wieder Koffer packen und die Rückreise antreten – diesmal aus zeitlichen Gründen mit dem Flugzeug.

PS: Interessanter Weise habe ich in den paar Tagen manchmal Hanoi und nicht Deutschland als unser „zu Hause“ bezeichnet oder vermisst.

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Vietnamesische celebrations und fast ungewohnte Kälte, dazu ein Besuch der Eltern :)

Nun haben wir schon das Jahr 2011. Hmmm…. Kommt mir wirklich gar nicht so vor. Wie wenn ich Silvester verpasst hätte. Weihnachtsstimmung kommt auch zur Zeit erst richtig auf. Das wird an den vielen Weihnachtsleckerein aus Deutschland liegen, die vor kurzem per Post oder durch den Besuch meiner Eltern den Weg in unser Häuschen gefunden haben 🙂 Seeehr lecker! 🙂
Außerdem ist es nun wirklich richtig kalt geworden. Eine richtige weihnachtliche Kälte, wie ich sie aus Deutschland gewohnt bin. Ja, eigentlich sind es „nur“ um die 10 Grad herum, aber wie kalt so um die 10 Grad sein können, muss man wohl erst selbst erlebt haben, wenn es weder Heizung noch Isolierung gibt. Nun müssen wir unseren Tagesablauf ganz neu sortieren. Die letzten Monate haben wir uns meist draußen aufgehalten, jetzt würde ich am liebsten in meinem waaarmen warmen Bettchen liegen bleiben 🙂 (nebenbei: ich schlafe mit drei Decken und einer vier-schichtigen Oberteilkonstruktion und Wärmflasche 😀 )

Die Weihnachtszeit war sehr verrückt! 🙂 Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben so viele Weihnachtslieder gesungen und ich glaube, ich war auch noch nie in meinem Leben so textsicher in jeglichen englischen Weihnachtsliedern 😀 Mit unseren Schülern sollten wir fast jede Stunde ein neues Weihnachtslied einstudieren oder Weihnachtsbegriffe unterrichten. Da war mal wieder das künstlerische Talent gefragt, bzw. die Phantasie der Kinder! 😀 Eine Klasse hat mein mühevoll gemaltes Rentier doch tatsächlich für ein Schwein gehalten!! Sowas aber auch 😀

Höhepunkt war dann natürlich die obligatorische „Christmas celebration“. Zwar ist der Großteil der vietnamesischen Bevölkerung Anhänger des Buddhismus, aber den Kindern soll mit dem Unterricht nicht nur die englische Sprache, sondern auch die westliche Kultur näher gebracht werden. Also wurden am Wochenende fröhlich Weihnachtslieder geträllert und wir drei Westler zu einem Foto für das Familienalbum mit dazugestellt 🙂 Die beiden Jungs durften dann noch Santa Claus spielen 🙂
Die eigentliche große Weihnachtsfeier, war dann am 21. Dezember abends. Richtig im Theater des Children’s Palace groß aufgezogen mit extra eingeladenem Animateur und vielen Spielen, bei denen es Süßigkeiten zu gewinnen gab. Wir waren mal wieder für Bilder im Familienalbum aufgefordert und die Spiele jeweils auf Englisch mit zu moderieren. Obwohl es mal wieder sehr unorganisiert war, hat es doch Spaß gemacht 🙂 Das Chaos wurde auf die Hochzeitfeiern einer Lehrerin am Children’s Palace in den Wochen zuvor geschoben. Bei einer dieser „Feiern“ durften auch wir dabei sein – wurden sogar als special guests vorgestellt! Am Tag zuvor wurde uns gesagt, wir sollen zum Mittag da sein, um an der Hochzeitsparty teilzunehmen. Zwar wussten wir inzwischen, dass Party nicht gleich Party ist, aber dass das Ganze dann ein Mittagessen mit ein bisschen Karaoke im Hintergrund ist und sobald man satt ist „tschüss“, so hätte ich mir das dann doch nicht vorgestellt…

Ich finde diese ganzen Feierlichkeiten, die wir bisher erlebt haben, ja sowieso sehr verrückt! 🙂 Unser Trip nach Sa Pa hatte ja mit einer dieser Feierlichkeiten kollidiert. Inwiefern genau, ist mir im Endeffekt gar nicht genau klar, weil diese Feierlichkeit wurde am darauffolgenden Wochenende wiederholt oder weitergeführt, ich weiß es nicht. Jedenfalls: der „singing contest“… 😀
Uns wurde mitgeteilt: You should be part oft the singing contest! Dabei ist dieses should wie immer als verpflichtend zu verstehen. Also wurden mir 3 Blätter in die Hand gedrückt, ich sei Mitglied in der Jury. Himmel, hab ich mir einen Kopf gemacht, wie ich denn die Kinderchen bewerten soll!
Morgens um halb 8 sollten wir dort auf der Matte stehen. Um ehrlich zu sein, für einen Sonntag schon ein bisschen früh, wie wir fanden. Da haben wir noch nicht einmal gewusst, welch ein straffes Programm uns bevorstehen würde! 😀 Bis um 18 Uhr ging diese Veranstaltung tatsächlich (mit 2 Stunden Mittagspause)! Das bedeutete: 28 Schulen mit je 3 Performances! Selbstverständlich gab es Lieblingslieder, also gefühlte 80 Mal davon „We are the world“, „heal the world“ und diverse Kinderlieder 😀 Am Ende haben die gewonnen, die ich am niedrigsten bewertet habe und meine Favoriten sind eher im Mittelfeld gelandet. Und wen hat‘s gestört? Niemanden! Ich hätte mir im Vorfeld also gar nicht so viele Gedanken machen müssen. Stattdessen schien es der Abteilungsleiterin für Englisch sehr wichtig gewesen zu sein, mal wieder zu zeigen, dass sie Connections zu Westlern hat. Also wurde ich kurzerhand zur Vertreterin der Jury ernannt und durfte am Ende eine Rede halten, wie sehr sich die Englischkenntnisse der Schüler durch diesen singing contest verbessert haben (natürlich Blödsinn!). Dass diese Rolle auf mich zukommen wird habe ich genau 20 Minuten vor Ausübung erfahren. Der Inhalt der Rede war vorgegeben, die Rede an sich sollte ich aber auf die Schnelle selbst schreiben. Da muss ich sagen, war ich kurz überfordert. Das war mir ein bisschen zuuu spontan.

Einige Tage später (Anfang Dezember) haben wir Besuch von zwei LKJ-Freiwilligen aus Laos (http://laosgeorge.wordpress.com/) erwartet, denn in der kommenden Woche sollte unser gemeinsames Zwischenseminar stattfinden. Leider begann die Woche aber erst einmal etwas frustrierend und verursachte ein neues Tief bei mir: Frau Schüler, die Leiterin des weltwärts-Projektes hat bei uns vorbeigeschaut und festgestellt, dass hier nicht alles komplett nach ihrem Plan bei uns läuft. Wir arbeiten zum Beispiel alle zu wenig für das VYCT selbst, unsere eigentliche Partnerorganisation. Denn das VYCT hat uns ja nur an das Children’s Palace weitervermittelt. Außerdem hat sie uns aus ihren Unterlagen von Aufgaben vorgelesen, von denen wir zu dem Zeitpunkt das erste Mal gehört haben. Anhand der Erzählungen der Laos-Freunde wurde uns bewusst, was wir uns bis dahin häufig schön geredet haben.
Nun hatten wir aber im Rahmen des ein Gespräch mit dem VYCT und der LKJ. Das VYCT verspricht neue, zusätzliche Aufgaben in direkter Verbindung mit der Organisation selbst bis Ende Januar gefunden zu haben. Letzte Woche haben wir dann auch von Lieu, unserer Mentorin erfahren, dass es nach den Tet-Ferien (dem Neujahr nach dem Mondkalender – Februar) einen festen Stundenplan für uns laut Children’s Palace geben soll. Leider funktioniert die Kommunikation mit der Leiterin mit der Englischabteilung des CP sehr schlecht aufgrund ihrer mangelnden Englischkenntnisse, aber wir vermuten, sie wollte uns genau diese Info auch heute vermitteln.

Über Weihnachten und Silvester gab es dann eine schöne und aufregende Reise durch Vietnam. Ich werde versuchen in nächster Zeit einen kleinen Reisebericht darüber zu schreiben 🙂

Frisch aus dem Urlaub zurück, habe ich Besuch von meinen Eltern bekommen. Die hatten ja zufälliger Weise den Vietnamurlaub gebucht, bevor ich überhaupt wusste, dass es mich in diesem Jahr nach Hanoi verschlägt. 🙂
Fast zwei Wochen waren sie mit Unterbrechungen (Ausflüge nach Sa Pa, Parfüm Pagode usw.) hier. War irgendwie verrückt und ganz unreal ihnen so die ganzen Orte zu zeigen, an denen ich mich immer aufhalte… Eine schöne Zeit 🙂

Seit wir aus dem Urlaub zurück sind, ist es hier in Hanoi wirklich unglaublich kalt! 6 Grad wurden teilweise nur angezeigt! Vor allem für die Vietnamesen eindeutig zu kalt! So wie es in Deutschland eventuell Hitzefrei geben könnte, gibt es hier Kältefrei. So haben wir uns eine Woche mit zwei bis vier Schülern pro Klasse begnügt oder Klassen wurden zusammengelegt. Aus manchen Klassen ist auch gar niemand erst erschienen. Begründung: es ist zu kalt. Um ehrlich zu sein fiel es uns anfangs ein bisschen schwer nachzuvollziehen, wieso man bei der Kälte zu Hause bleibt. Schließlich merken wir es an unserem eigenen Haus, dass es dort nicht unbedingt wärmer ist. Im Gegenteil: Die Schule gehörte zu den wenigen warmen Orten. Naja, uns wurde nach den richtig kalten Tagen erklärt, dass unter 10 Grad hier gar nichts mehr geht und wir dann eigentlich auch nicht kommen bräuchten.
Wir haben nochmals nachgefragt, Hitzefrei kennt man hier nicht. Ich glaube das wird noch ein Spaß für mich bei den noch bevorstehenden sommerlichen 40 Grad (oder auch gefühlt noch wärmer) mit viel Fröhlichkeit, Elan und Motivation in die Schule zu gehen! …. wir werden sehen…

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Sapa

Dieses Wochenende war ich mit einer kleinen 5er Gruppe in Sapa – Nordvietnam. Ein sehr schönes Wochenende, aber bitterst kalt und auch ein bisschen abenteuerlich! 🙂

Freitagabend sollte es mit dem Nachtzug nach Lào Cai gehen und von dort aus mit dem Bus weiter nach Sapa. 20 Minuten vor Zugabfahrt wollten wir uns alle am Bahnhof treffen. Betonung liegt auf wollten. Uns war nicht bewusst, dass der Bahnhof geteilt ist – ein Teil der Station befindet sich diesseits und ein anderer jenseits der Gleise.
Um zu dem anderen Teil zu kommen muss man ein Mal um den Block außen herum laufen. Unsere Gruppe stand natürlich auf verschiedenen Seiten. Welche nun die richtige war, haben wir aber erst 2 Minuten vor Zugabfahrt herausbekommen. Wir haben echt unser bestes versucht und sind losgerannt, aber – so unorganisiert es sonst manchmal in Vietnam zugehen mag – die Züge fahren sehr sehr pünktlich ab. Am Ende standen wir zu dritt völlig außer Atem und fertig mit Welt da – wir hatten unseren Zug einfach verpasst.

Einfach verpasst – und wir haben extra die Abendsitzungen für dieses Wochenende mit unserer Tandem-Lerngruppe abgesagt (wir helfen drei Vietnamesinnen englisch zu lernen und bekommen dafür ein bisschen Hilfe beim Vietnamesischen), der ganze Stress mit einer zu kurzfristig angekündigten Veranstaltung am Children’s Palace (am Mittwoch haben wir erfahren, dass wir am Sonntag auf einer Gesangswettberwerbsveranstaltung als Jury fest eingeplant sind. Aber da hatten wir schon alles für Sapa gebucht.) und und und. So viel Chaos im Vorhinein und dann sollte es an so etwas scheitern? Ein Mal nach den 3 Monaten in Hanoi aus der Stadt rauskommen – das wärs gewesen!

Aber Vietnam wäre ja nicht Vietnam, wenn es nicht doch noch eine Lösung gegeben hätte 🙂 Ab zum Bahnschalter und neue Tickets für einen anderen Nachtzug noch am selben Abend gekauft 🙂 Natürlich war es sehr ärgerlich ums Geld, aber die 12 Euro waren es uns wert, nachdem wir uns so auf den Ausflug gefreut hatten!
Ja, dann saßen wir da, haben Karten gespielt, an einer Teeküche etwas zu trinken gekauft und……tatsächlich auch noch fast vor lauter lauter den zweiten Zug verpasst! Eigentlich haben wir uns ganz gut in der Zeit gesehen, aber plötzlich hieß es „run run! Quickly!“.
Wir haben den Zug aber zum Glück noch bekommen und waren wirklich positiv von unseren Schlafplätzen überrascht.

In Lào Cai hat uns dann um 6 Uhr morgens Nieselregen und Nebel empfangen. Auch in Sapa war das Wetter leider das ganze Wochenende über nicht besser. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit war es wirklich ultra kalt. Ich dachte wirklich teilweise, gleich bin ich erfroren. Es war nämlich unglaublich schwierig einen Ort zu finden, an dem man sich zwischendurch mal aufwärmen konnte. Heizungen gab es keine, nur Kamine. Aber häufig wurde die Eingangstüre nicht geschlossen oder aber die Wärme konnte durch andere Löcher entweichen. Also war ich für die Nacht sehr dankbar noch einen Schlafsack mitgenommen zu haben. Ich kann es bis jetzt noch nicht fassen, wie viele Einheimische nur mit Schlappen oder sogar barfuß gelaufen sind. Aber feste Schuhe sollen einen gewissen Wohlstand bedeuten.

Sapa selbst ist sehr touristisch. Um ehrlich zu sein, kam ich mir kein Stück mehr wie in Vietnam vor, sondern viel mehr wie in einem Winterurlaub in den Bergen. 🙂 Der Nebel, die Kälte, die ganzen Serpentinen, die Berge, so viele Westler, fast ausschließlich westliches Essen usw. Ich muss sagen, dieses Garküchenessen habe ich schon ein bisschen über diese beiden Tage vermisst!

Für Samstagnachmittag haben wir uns 3 Mopeds gemietet und haben ein bisschen die Landschaft erkundet. Also ich meine natürlich, soweit wir etwas bei dem Nebel sehen konnten. Aber es war trotzdem sehr schön und hat sehr viel Spaß gemacht! 🙂
Am Sonntag waren wir hauptsächlich auf dem örtlichen Markt.
Die meisten Sachen sind wohl Handarbeit. Viele gefälschte Markenrucksäcke und –jacken, Handtaschen, Geldbeutel, Schale, Decken, Tücher und andere Stoffwaren jeglicher Art kann man dort kaufen.
Viel Krimskrams gabs – genau das Richtige füs Lisie 🙂 Ich habe einen sehr schönen Schal erstanden. 🙂

Am Sonntagabend ging es völlig erschöpft mit dem Nachtzug zurück nach Hanoi.

Fazit für dieses Wochenende: zwei sehr schöne Tage, aber durch das schlechte Wetter wäre wohl ein anderer (südlicher) Ausflugsort sinnvoller gewesen. Vielleicht werde ich im Frühling noch einen Versuch starten, etwas von der immer wieder traumhaft beschrieben Landschaft um Sapa mitzubekommen.
Mir kommt es heute (Montag, also der Tag danach) vor, als wären wir mindestens eine Woche unterwegs gewesen. Ich war völlig aus dem Alltag herausgerissen.

Ich frage mich, ob ich es auch als so kalt empfunden hätte, wäre ich gerade aus Deutschland gekommen. Denn ich glaube schon, dass ich inzwischen eher ein Hanoier Wärmeempfinden nach den heißen Sommertagen entwickelt habe. Ich bin immer wieder total erstaunt, wenn ich Westler in Hanoi mit kurzen Hosen, T-Shirt und Flipflops sehe und ich nebenan in zwei Pullis und Schal eingemummelt sitze.
Im richtigen Winter, wird es in Hanoi wohl auch so feucht und kalt sein wie in Sapa. Ein bisschen Bedenken habe ich davor schon. Aber wenn ich mich noch mit ein paar wärmeren Sachen eindecke, wird es wohl gut zu meistern sein 🙂

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Glückspilz auf dem Fahrrad im Mäusechaos über die Skipiste

Bald drei Monate lebe ich nun in Hanoi und ich bin nachwievor zufrieden mit meiner Entscheidung für dieses eine Jahr in dieser Stadt 🙂
Natürlich gab es inzwischen auch schon die Phase des Heimwehs, aber alles geht ja bekanntlich wieder vorbei 🙂

Einen Monat unterrichten wir jetzt am „Children’s Palace“. Insgesamt 20 Unterrichtsstunden die Woche. Das klingt erst einmal nicht viel, aber die abendlichen Arbeitszeiten sind anstrengender als gedacht. Aber beschweren kann ich mich trotzdem nicht. 🙂 Nur sitzen wir meist bevor wir zur Schule fahren in einem Cafe und sehen wie Kinder Schulschluss haben. Das ist das Zeichen um den leckeren trà chanh (Zitronentee) zu zahlen und sich auf den Weg zur Arbeit zu machen.

Anfangs habe ich einen echt komischen Tagesrhythmus bekommen, weil ich nach dem Unterrichten noch etwas von dem Tag haben wollte. Unter dem Motto, jetzt ist die Arbeit fertig, was passiert jetzt noch an Freizeit? Also bin ich wirklich sehr spät erst ins Bett gegangen und habe am nächsten Tag natürlich auch lange geschlafen. Inzwischen nehme ich mir immer wieder vor, früher ins Bett zu gehen, um auch wieder früher aufstehen zu können.

Die Arbeit am Children’s Palace läuft folgendermaßen ab: um halb 6 Uhr abends ungefähr erscheinen wir in der Schule und schauen nach unserem Stundenplan. Wir unterrichten alle drei getrennt in verschiedenen Klassen – alle drei 5 Mal die Woche 4 verschiedene Klassen pro Tag. Inzwischen sind das eigentlich meist jede Woche dieselben Klassen, aber ab und zu bekommen wir doch nochmal eine neue Klasse vorgesetzt. Vielleicht wollen die Lehrerinnen nochmal schauen, wer für welche Altersstufe und welches Englischlevel am besten geeignet ist, bevor wir dann endlich unsere festen Klassen bekommen.
Ich komme also mit Beginn jeder Stunde in den Raum, bekomme ein Buch von der Lehrerin in die Hand gedrückt und gesagt: unterrichte mal diese beiden Seiten hier. Für einen erfolgreichen Unterricht fänd ich es aber eigentlich sinnvoll eine gewisse Vorbereitungsmöglichkeit zu haben.
In der Regel ( 😀 ) sitzt momentan immer noch die eigentliche (vietnamesische) Lehrerin im Raum mit drin. Je nach Altersniveau ist der Unterricht ohne Übersetzungshilfe auch schwierig.

Ich muss sagen, vor allem am Anfang war ich mir nicht ganz sicher, ob ich nicht nach dem einen Jahr ein bisschen verblöde 😀 Diese ganzen Kinderlieder oder einfachen Sätze wie „a rabbit can hop. A act can walk“ sind mir Tag und Nacht durch den Kopf gespukt 😀 Dann unterhalten wir uns auch noch teilweise in dieser Kindersprache (What is she doing?? She’s riding a bicycle!) und ich habe tatsächlich irgendwann angefangen so zu denken 😀 😀 Oh Gott, aber das ist nun wieder besser geworden 🙂

Letzte Woche war „teacher’s day“. An einem Tag im Jahr werden die Lehrer in Vietnam gefeiert und sie feiern sich selbst natürlich auch sehr groß. 😀 Da gab es natürlich auch eine big celebration in unserer Schule. Und wir wurden gleich mal mit eingespannt. Himmel, war das peinlich!! Also erst einmal klingt das ja alles machbar: Wir sollten zusammen mit anderen vietnamesischen Lehrerinnen „ballade of Ho Chi Minh“ aufführen. Frank hat Gitarre gespielt, Christian sollte bei der Tanzperformance mitmachen (er hatte die große Ehre eine vietnamesische Fahne zu schwenken) und ich sollte singen. Nur leider ist das Lied so hoch, viel zu hoch für mich. Ich hab mir also ziemlich schief einen abgepiepst.

Gestern habe ich erfahren, dass wir womöglich bald nochmal damit auftreten und zwar zu einem Wettbewerb!! Naja, aber da wir alle gemerkt haben, dass der Auftritt durchaus verbesserungswürdig ist, sind ein paar Proben angekündigt worden. Für den „teacher’s day“-Auftritt haben wir genau ein Mal alle zusammen geprobt, um dann beim Auftritt doch noch verschiedene neue Sachen einzubauen, wie Rasseln. Das konnte ja nicht gut gehen 😀
Dem Publikum war das glaube ich aber ziemlich egal, wie unrhythmisch und schief wir alle gesungen haben. Die haben einfach bei dem Lied nur gefeiert! 😀 Dieses Lied kann auch einfach mal wirklich jeder Vietnamese. Das scheint im frühesten Kindheitsalter schon eingetrichtert zu werden. 🙂

Mein Moped habe ich ja inzwischen wieder zurückgeben müssen. Ich habe mich jetzt wirklich für ein Fahrrad entscheiden. Bisher bin ich auch ganz glücklich damit 🙂 Es gibt natürlich immer mal wieder Strecken, da wünsche ich mich auf eines der vorbeifahrenden Mopeds. Ich brauche nun in die Innenstadt, also auch zu meiner Schule, ungefähr 40 Minuten, je nachTagesform (die schwankt ganz schön gewaltig :D). Ich habe mich für ein neues Fahrrad entschieden, nachdem Christian so häufig irgendwelche Reparaturen an seinem gebrauchtgekauften Fahrrad hatte. Mein Fahrrad ist rot, hat einen Fahrradkorb und hat umgerechnet nur ca. 38 Euro gekostet. Eine Gangschaltung gibt es natürlich nicht! Aber in der Regel ist hier auch alles recht eben.

Alle drei fahren wir jetzt mit einem Fahrrad 🙂 „Die Fahrradgang“ 😀 😀 Aber die beiden Jungs sind wirklich ein gutes Stück besser trainiert als ich unsportlicher Mensch 🙂 Bin mal gespannt, ob irgendwann noch der Tag kommen wird, an dem ich nicht total keuchend und schwitzend mir hinter ihnen einen abtrampel 😀

Inzwischen bin ich ja zu dem Entschluss gekommen, dass mich der ganze Verkehr hier an eine Skipiste erinnert. Warum, kann ich gar nicht genau beschreiben, aber irgendwie mit diesem ganzen Mopedgewusel und ich weiß nicht was alles 🙂

Ja, und dann leben wir ja nun wirklich nicht mehr alleine in diesem Haus. Wir scheinen ganz viele neue Freunde bekommen zu haben: Mäuse, eine Ratte war auch dabei. Warum sie sich uns jetzt erst zeigen, keine Ahnung. Vielleicht liegt es an der Temperatur, ist ja nicht mehr so warm. Abends geht hier immer richtig die Mäuseparty los, da flitzen sie alle vom Schrank zum Sessel und wieder zurück. (Ja, wir haben inzwischen einen Sessel von den Vermietern bekommen!!!! 🙂 Ultra bequem und echt eine super alternative zu den ganzen unbequemen vietnamesischen Höckerchen 🙂 )

Letztens bin ich morgens völlig verschlafen ins Bad; sitzt vor der Toilette eine Maus. Ich, total erschrocken, raus und Tür zu. Naja, dachte ich, ist ja auch keine Lösung, ich musste schließlich mal ziemlich dringend die Toilette nutzen. Also, leg ich eine Schüssel über die Maus (das war wohl später auch ihr Tod 😦 ) und will mich setzen. Sehe ich da tatsächlich mindestens zwei paar Mäusebeine und Mäusehintern im Ausguss!! Ich also ganz schnell wieder raus, Tür zu und Schock überwinden. 😀 Als ich sie am Abend davor fasziniert beobachtet habe, wie sie die Wand hochgeklettert sind, fand ich sie ja noch total putzig 🙂 Im Nachhinein muss ich wirklich über mich selbst lachen, wie ich mich da angestellt habe 🙂

Unsere Lebensmittel haben wir jetzt alle hochgehängt, weil sie teilweise von unseren „Freunden“ mit genutzt wurden. 😀 Wir haben ernsthaft mal den Gedanken aufgebracht, uns eine Katze zuzulegen. 🙂 Das ist der einzige Tipp, den die Vietnamesen dazu geben. Ob wir diesen Gedanken wirklich verwirklichen, weiß ich nicht. War erst einmal so eine Idee.

Jaja, hier bekommt man eben so einiges zu sehen. Manchmal, wenn wir abends erst spät nach Hause fahren, steht bei uns um die Ecke ein Laster, vollbepackt mit Hundekäfigen. Letztes Mal meinen wir auch tote Hunde gesehen zu haben. Das Verhältnis zum Tier scheint hier insgesamt ein völlig anderes zu dem zu sein, das ich von Deutschland in der Regel gewohnt bin. Viel Freiraum haben die meisten Tiere hier, glaube ich, nicht.

Ansonsten wird es Zeit, dass es endlich mal wieder richtig regnet. Der letzte Regen ist bestimmt bald 2 Monate her. Jetzt wird es langsam zu viel mit dem Smog. Es ist momentan dauernebelig und unangenehm zum Atmen. Da sieht man mal wie viel Dreck bei jedem Regen runterzukommen scheint und welche hohe Umweltbelastung in dieser Stadt herrscht.

Zum Schluss noch die Erklärung, warum ich einfach mal der größte Glückspilz überhaupt bin 🙂
Eigentlich bin ich ja viel zu schusselig für diese Welt. Ich habe es tatsächlich jetzt schon zwei Mal geschafft, Sachen von mir an öffentlichen Plätzen liegen zu lassen. Und beide Male hatte ich einfach so ein verdammt ultra großes Glück, dass ich sie wieder bekommen habe! 🙂
Uns wird immer gesagt, passt auf eure Sachen auf, damit sie euch nicht geklaut werden! Und ich überlasse sie schon praktisch anderen Leuten und trotzdem nimmt sie niemand 🙂

Angefangen hat es damit, dass ich nach einer Veranstaltung im Goethe-Institut meine Tasche einfach dort vor dem Gebäude hab stehen lassen. Aber natürlich habe ich erst in der Innenstadt bemerkt, dass meine Tasche nicht wie üblich an dem Moped hing. Es war ziemlich viel Trubel an dem Tag, also durchaus gut möglich, dass sie mir jemand geklaut hatte. Ich konnte es mir eigentlich nicht vorstellen, aber die sind hier ziemlich geschickt! Das glaubt man gar nicht, wie man das nicht merkt, wenn man beklaut wird!
Naja, es bestand aber eben noch die Möglichkeit, dass ich sie einfach stehen lassen habe. Also zurück zum Goethe-Institut: Steht da mitten auf dem Gehweg, schön drapiert auf einem fremden Moped (vormals wohl beim Parken mein Nachbarmoped), für jeden bestens sichtbar, neben einem viel besuchten Dönerstand meine (immer noch) voll bepackte, leuchtend knalle rote Tasche. 😀
Beim nächsten Mal habe ich mein Handy in einer Bar liegen lassen. Als ich am nächsten Tag zurückgekommen bin, lag das Handy immer noch unberührt unter den Kissen von meinem Sessel.
Jetzt sollte ich wirklich mal mehr auf meine Sachen achten, um das Glück nicht zu sehr auszureizen. 🙂

Das Wasserproblem ist inzwischen wieder besser geworden, wobei wir heute und gestern schon wieder keines hatten. Aber gestern lag es wohl auch daran, dass wir zur Abwechslung nun auch mal Stromausfall hatten. Naja, so steigt unsere Nebenkostenrechnung wenigstens nicht so dolle an 🙂

So, jetzt gibt’s bei uns Kartoffeln! Die gute Kartoffel, habe ich, glaube ich, seit ich hier bin, noch nicht ein Mal gegessen. (Gut mal ne Pommes genascht, aber das zählt nicht 😀 )

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6 Wochen – mehr Erlebnisse als man festhalten könnte

Der 10. Oktober 2010 ist vorbei – Hanoi ist nun 1000 Jahre alt. Zehn Tage lang hat die Stadt vor allem um den Hoan Kiem See in der Altstadt gefeiert, doch der eigentliche Geburtstag war, bis auf das Aufgebot im Stadion vielleicht, nicht sehr pompös. Gut, dazu muss man natürlich auch bedenken, dass ein großer Teil des Feuerwerks abgesagt wurde, weil einige Tage zuvor unplanmäßige einige Feuerwerkskörper in die Luft gegangen waren und sogar Tote gefordert haben.

Nun hat sich die Verkehrslage auf den Straßen wieder ein bisschen gelockert. 🙂 Wollte ich doch eines abends während den Festlichkeiten nach Hause fahren, waren aber plötzlich fast alle Straßen um mich herum von der Polizei gesperrt worden. Irgendwie habe ich dann doch einen Weg gefunden, mit viel Nerven und Zeit. Normalerweise bräuchte ich 30 Minuten für dieselbe Strecke, die ich an dem Tag in lockeren 3 Stunden zurückgelegt habe. 😀 Und das alles für eine Probe einer Parade für Hanois Geburtstag.

Inzwischen bin ich auch mit einem geliehen Moped unterwegs. Aber ich glaube, nach dem einen Monat steige ich doch auch auf ein Fahrrad um. Es ist billiger, ökologischer und ich bewege mich gleichzeitig noch ein bisschen.

Die Vietnamesen sind echt spitze! Ich dachte immer, bevor ich hier angekommen bin, dass sie sehr zurückhaltend immer auf Etikette bedacht sind usw. 😀 Zurückhaltend und schüchtern ist bestimmt was anderes, wenn ich mir ansehe wie oft wir dreist einfach auf der Straße oder auch mal im Bus gefilmt und fotografiert werden. Manche fragen aber wenigstens nach, ob es für uns in Ordnung ist. Wir haben jetzt einfach mal angefangen zurückzufotografieren 😀 Ich bin auf die Sammlung am Ende des Jahres wirklich sehr gespannt 😀

Mit der Zeit haben sich nun auch schon einige Lieblingsorte in Hanoi ergeben 🙂 Zum einen gibt es an einer Kathedrale ein günstiges Cafe mit leckerem trà chanh (Lemontea), ganz in der Nähe ist auch noch die beste Bäckerin mit den besten Törtchen und für den salzigen Hunger gibt es eine sehr gute Garküche um die Ecke. Also alles, was das Herz begehrt 🙂

An süßen Teilchen mangelt es hier wirklich nicht. 😀 Nur muss man die richtigen Orte finden, an denen diese Leckereien auch bezahlbar sind. 🙂 Neben den Schoko-Buttersahnecreme-Törtchen ist momentan sữa chua nếp cẩm ganz weite vorne :p Das schmeckt wie Milchreis.

Mit unserer Waschmaschine die Wäsche zu waschen habe ich nun nahezu völlig aufgegeben. Weiße Wäsche bekommen wir braun gefleckt zurück, abgesehen davon sind alle anderen Flecken auch nicht ausgewaschen worden. Also heißt es mit der Hand waschen. Fragt mich jemand, welchen Sport ich in diesem Jahr gemacht habe, dann werde ich antworten: Hochleistungssport! Ich habe meine Wäsche per Hand gewaschen. 😀
Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Wäsche per Hand waschen so anstrengend sein kann. Das machen wohl auch die gefühlten 45 ° C im Badezimmer.

Aber in den letzten Tagen ist es zumindest abends schon wirklich frisch geworden! Man merkt also auch hier, dass der Winter kommt. Letztin saß ich sogar tagsüber schon mit Schal in meinem Zimmer. Aber dann gibt es doch auch wieder Tage, da frage ich mich, wie ich nur auf die Idee kommen konnte bei der Wärme an Winter zu denken 😀

Was habe ich denn ansonsten noch in den letzten Tagen erlebt?

Ich habe mir in einem völlig spontanen Entschluss die Haare um 20 Zentimeter kürzen lassen 😀 Anfangs war es doch sehr ungewohnt, nicht nur die neue „Länge“ sondern auch die vielen Ecken und ungleichlangen Strähnen :p Das war wirklich eine sehr lustige Aktion! 😀 Ich war mit Christian in der Stadt und dann sind wir an einem Friseur vorbeigekommen. Da haben wir gesagt, eigentlich wollten wir uns doch mal unsere Haare abschneiden lassen… Also nichts wie rein und schnipp schnapp Haare ab 😀 Wenn ich jetzt schreibe „Friseur“, dann darf man sich aber natürlich nicht einen Friseur wie es ihn in Deutschland gibt vorstellen! Wir sind in den Laden hineingegangen und haben scheinbar die Mitarbeiter aufgeweckt oder von ihrem Kartenspiel abgelenkt. Dann würde man ja vielleicht eigentlich denken: 2 Kunden = Beschäftigung für zwei Angestellte. Weit gefehlt! Da ist durchaus Beschäftigung für mindestens 6 Personen möglich! 😀 Wie weiß ich bis heute eigentlich immer noch nicht so recht, aber dann schneiden eben schon mal drei Personen gleichzeitig an den Haaren 😀 Ja das war schon ein bisschen verrückt. 🙂

Aber verrückt ist hier ja sowieso einiges! Wie oft haben wir nun schon bemerkt, wie die Polizei abends nach der Sperrstunde die Menschen aufscheuchen 🙂
Beim ersten Mal saßen wir gerade am See und haben „Feuertopf“ also „Lẩu“ gegessen. (Im Übrigen ein Gericht, was ich nicht unbedingt nochmal essen muss :p). Auf einmal ruft es „police police“ und alle Menschen um uns herum stehen auf, packen ihre Sachen zusammen, das Tischlein gepackt und schwuppdiwupp (so schnell kann man gar nicht schauen!) sind alle Personen in der Garküche verschwunden. Das war für die Vietnamesen natürlich besonders amüsant, wenn das ein Grüppchen Europäer einfach mitmacht 🙂
Eine halbe Stunde später ist die Polizei dann wirklich vorbei gefahren, es saß ja aber niemand mehr draußen, an verbotenen Orten, also fahren sie weiter und alles wandert wieder raus an den alten Platz 😀 Das ist wirklich jedes Mal wieder grandios zu beobachten! 🙂

Ebenso grandios wie die Sport-Turnier unserer Organisation zu beobachte waren! 🙂 Wir saßen grade im Vietnamesischunterricht, da fragt unsere Mentorin, ob wir nicht auch mit rauskommen und zuschauen möchten. Dann sehen wir eine Gruppe von Menschen sehr sportlich gekleidet bei Aufwärmübungen. Wir gingen davon aus, dass jetzt ein super anstrengender Staffellauf stattfindet. Dann wurden aber alte Kartoffelsäcke aus einer Ecke geholt und der Spaß hat begonnen! Es war wirklich spitze, wie sich die Leute alle in dieses Sackhüpfen hineingesteigert haben und das wirklich ernst genommen haben zu gewinnen! Die nächsten Tage gab es dann noch einen Karaoke-Wettbewerb und ein Bandminton-Turnier.
Sowas muss man einfach mal miterlebt haben! Denn dieser Enthusiasmus und die ganze Atmosphäre lassen sich gar nicht mit Worten beschreiben!

Inzwischen haben wir auch unsere Schule kennengelernt, an der wir künftig Englischunterricht geben werden. Bisher haben wir nur zugeschaut oder den Lehrerinnen assistiert.
Die Schüler sind ungefähr 5 bis 12 Jahre alt. Diese Schule ist eine „after-school Schule“. Ich war total erstaunt wie gut 11-Jährige schon Englisch sprechen konnten! Der Unterricht an sich wird sehr einfach gehalten, scheint aber trotzdem effektiv zu sein. Die Kinder bekommen die Sprache viel durch Spiele und Lieder näher gebracht.
Ich bin gespannt auf die Zeit, wenn wir ganz alleine unterrichten dürfen. Vermutlich wird die Sprachverständigung zunächst eine Herausforderung sein, denn die Jüngsten können noch kaum ein Wort Englisch, sodass ich hoffe, dass unser bis dahin gelerntes Vietnamesisch ausreichend sein wird! 🙂

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Die ersten Eindrücke aus Hanoi :)

Hallo liebe Leute!

Zunächst einmal vielen Dank für das Interesse an meinem Blog 🙂
Ich werde hier in regelmäßigen Abständen über mein sicherlich aufregendes und ereignisreiches Jahr in Vietnam berichten. 🙂

Am 6. September bin ich von Frankfurt aus über Bangkok nach Hanoi geflogen. Nun lebe ich also schon seit dem 7. September 2010 hier in Vietnam.

Zusammen mit 2 weiteren Freiwilligen meiner Entsendeorganisation „Landesvereinigung für kulturelle Kinder- und Jugendbildung Sachsen-Anhakt e.V.“ (.lkj)) werde ich für ein Jahr in Vietnams Hauptstadt Hanoi im Rahmen des weltwärts-Programmes leben. In diesem Zusammenhang auch vielen Dank an meine Sponsoren, die mir diesen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst mit ermöglichen!

In den letzten vier Wochen habe ich schon so einiges erleben und erfahren dürfen!
Aus dem Flugzeug ausgestiegen, kam mir als erstes eine warme drückende Wand an Luft entgegen. Obwohl ich das Gefühl habe, mich so langsam an das Klima hier zu gewöhnen, schwitze ich seit meiner Ankunft so ziemlich ununterbrochen vor mich hin. Unvorstellbar, dass man in dieser Stadt im Winter sehr frieren wird! 🙂

Von unserer Mentorin vom Flughafen abgeholt, wurden wir als nächstes mit dem Verkehr vertraut gemacht.
Ich würde sagen 90 Prozent aller Verkehrsmittel sind Mopeds. Alles sieht zunächst wie ein riesen unbeschreibbares Kuddelmuddel aus. Die ganze Stadt scheint zu jeder Zeit und immer mit ihren motorisierten Zweirädern von A nach B unterwegs zu sein.
Und dann gibt es noch diese unglaublich alten und vollen Busse, mit denen ich mich jeden Tag fortbewege. Es ist doch immer wieder spannend, ob der Bus die Strecke durchhält. 🙂
Da die Straße vor unserem Haus zur Zeit erneuert wird, ist es ab und an ungewiss, ob der Bus heute nicht spontan einen anderen Weg wählt.
Erstaunlicher Weise kostet mich ein solcher Busausfall hier wesentlich weniger Nerven, als es mich sicherlich in Deutschland hätte. Hier ist alles eben ein bisschen anders. So quetschen sich auch ganz selbstverständlich wildfremde Menschen mit einem zusammen auf einen einzelnen Sitz. Heute wurde mal eben ein Moped mit in den Bus eingeladen. 🙂 Alles völlig normal hier.
Um mir das Atmen trotz des ganzen Smogs ein bisschen zu erleichtern, besitze ich jetzt ganz vietnamesisch einen Mundschutz 🙂

Inzwischen (eigentlich überraschend schnell) wohnen wir zu dritt in einem kleinen, aber recht geräumigen Haus, etwas abgelegen vom Trubel. Auch wenn es ein wenig einregnet, das Leitungswasser gelegentlich ausfällt, mein Waschbecken nicht zu den stabilsten gehört und laut der ehemaligen Freiwilligen Mäuse zu unseren Mitbewohnern gehören, fühle ich mich von Tag zu Tag heimischer hier. Schließlich habe ich, nachdem ich eine Woche im Dunklen gelebt habe, wieder Licht in meinem Zimmer. 🙂

Seit nunmehr 3 Wochen bekommen wir täglich Vietnamesisch-Unterricht von unserer vietnamesischen Partnerorganisation VYCT (Vietnam Youth Center for Tourism). Dieser hat sich nun schon wirklich häufig im Alltag zur Verständigung ausgezahlt! Die Vietnamesen freuen sich auch jedes Mal über unsere zwei Brocken ihrer Sprache. Wobei ich mir nicht immer ganz sicher bin, ob dies nicht auch an der falschen Aussprach gelegen haben könnte. 🙂 Denn die meisten Worte falsch betont, ergeben sofort einen komplett anderen Sinn.

Auch beim Essen in den kleinen Garküchen an der Straße bleibt es jedes Mal spannend, was von unserer Bestellung wie verstanden wurde. 🙂
Das einheimische Essen ist wirklich sehr lecker! Dennoch habe ich mir vorgenommen, manche Spezialitäten wie zum Beispiel Hühnerhoden oder Hundefleisch wenn möglich auszulassen. 🙂
Trotzdem ist es durchaus abenteuerlich, was so alles auf seinem Teller landen kann. Manchmal möchte ich es auch gar nicht so genau wissen, was es ist. Einmal hatten wir wirklich den Verdacht Hundefleisch gegessen zu haben. Aber das hat sich zum Glück als „Chinese sausage“ und somit als Schweinefleisch entpuppt 🙂

Zur Zeit sind meine Favoritenessen Bùn chả (Reisnudeln mit Fleisch in einer Brühe), phở xào (gebratene Reisnudeln) oder auch einfach Bánh Mỳ trủng (Baguette mit Ei).
Im Moment übe ich noch fleißig mit Stäbchen zu essen. 😀

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